Kennst du diese Stimme in dir, die dich kritisiert, obwohl du es eigentlich besser weißt?
In diesem Text erzähle ich, wie ich gelernt habe, mir selbst mit mehr Nachsicht und Freundlichkeit zu begegnen – gerade in Momenten, in denen das am schwersten fällt.
Kurzfassung für Eilige
Was bedeutet es eigentlich, liebevoll mit sich selbst zu sein?
Für mich heißt es nicht, mir alles durchgehen zu lassen. Es bedeutet, ehrlich hinzuspüren, mich auch in meinen schwierigen Anteilen zu sehen – und dabei nicht zu verurteilen, sondern freundlich bei mir zu bleiben.
Es bedeutet, meiner inneren Weisheit Raum zu geben, alte Muster zu erkennen und sie mit Mitgefühl zu halten.
Und manchmal heißt mein Ja zu mir auch ein Nein zu anderen.
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie ich das im Alltag erlebe und mit meinen Schattenseiten umgehe, dann lies gerne weiter.
Was bedeutet es für mich, liebevoll mit mir zu sein?
Heißt das, dass ich immer Ja zu mir sage?
Aber was ist, wenn ich genau spüre, dass etwas nicht gut für mich ist – dass es mir nicht guttut?
Zum Beispiel dieses scheinbar harmlose „Ja zu Chips am Abend“, obwohl ich weiß, dass es mir danach meist nicht besser geht.
Oder wenn ich einer Einladung zusage, obwohl ich eigentlich nur meine Ruhe bräuchte – und mich innerlich schon beim Zusagen unwohl fühle.
Dann ist das Reinspüren das Wichtigste.
Meine innere Weisheit anzuzapfen.
Diese Instanz in mir, die eigentlich immer da ist.
Die mich warnt und beschützt.
Doch manchmal kann ich sie nicht hören, weil ich mich ablenke oder mich stresse.
Dann laufe ich im Kopf herum wie ein aufgescheuchtes Henderl – mit der Angst, dass sich irgendetwas nicht ausgeht, und ich ja noch sooo viel zu tun habe.
Dann dreht sich alles im Kreis, ich werde unzufrieden, grantig – vor allem mit mir selbst.
Selbstfürsorge beginnt mit Nachsicht.
Ich denke mir dann:
„Ich müsste es doch jetzt können! Ich hab das doch schon so oft durchgespielt, gelernt, sogar anderen gezeigt!“
Und trotzdem lande ich wieder genau dort.
Aber genau hier beginnt meine Selbstfürsorge:
Mit dem Moment, in dem ich spüre, dass ich gerade zu streng mit mir bin.
Mit dem Versuch, nachsichtiger mit mir zu sein – mit allem, was ich kann, oder eben (noch) nicht kann.
„Im Außen ruhig und besonnen sein ist so viel einfacher. Aber mir selbst begegnen – mit all meinen ungeliebten Anteilen – das ist die wahre Übung.“
Ich werde immer wieder konfrontiert mit Seiten von mir, die ich nicht besonders mag.
Zum Beispiel, wenn ich mich im alten Muster der „faulen Trutsche“ wiedererkenne.
Früher habe ich mich oft abgelenkt – durch Fernsehen, Handyspielen, Essen.
Ich wollte mich nicht spüren – aus Angst, dass mich all die vergrabenen Gefühle überwältigen.
Heute nenne ich diesen Anteil „Ruhemodus Claudia“.
Sie darf auch mal einen Netflix-Nachmittag haben und am Handy Blasen zerschießen.
Objektiv ist das kein Problem – einmal pro Woche, wenn überhaupt.
Subjektiv aber klebt da manchmal noch altes, zähflüssiges Harz dran.
Und es ist mühsam, sich davon zu lösen.
Doch gerade dann erinnere ich mich daran:
Selbstfürsorge heißt nicht, perfekt zu sein –
sondern ehrlich mit mir zu sein.
Mich zu beobachten, ohne zu verurteilen.
Mich mit all dem, was da ist, liebevoll anzunehmen.
Die große Kunst ist, auch mit meinen Schattenseiten okay zu sein.
Mich mit dem, was ich nicht mag, trotzdem anzunehmen.
Ich arbeite seit vielen Jahren daran.
Und in manchen Bereichen gelingt es mir mittlerweile gut –
vielleicht, weil ich das alles immer wieder durchgespürt habe.
Es war oft nicht schön.
Oft beängstigend.
Manchmal schmerzhaft.
Aber durch dieses Annehmen von allem, was in mir ist, werde ich freier.
„Wenn ich nichts mehr bekämpfen will, beginnt Frieden.“
„Zufriedenheit – dieser Zustand, den ich mir früher so sehr gewünscht habe – taucht plötzlich in mir auf.“
Dann hört der innere Kampf auf.
Dann spüre ich eine Selbstverständlichkeit im Dasein, die vorher verschüttet war.
Dann wird alles leicht.
Dinge, die vorher anstrengend waren, gelingen plötzlich.
Ich bin da.
Präsent.
Klar.
In einer Art Zeitlosigkeit zuhause.
Solange ich mit mir allein bin, gelingt mir das ganz gut.
Ich spüre, was ich brauche.
Ich weiß, was mir guttut – auch wenn das „Ruhemodus Claudia“ bedeutet.
Aber wenn ein Du dazukommt, wird es schwieriger.
Dann heißt mein Ja zu mir manchmal ein Nein zu dir.
Und das fühlt sich nicht leicht an.
Da kommt Angst.
Alte Sätze melden sich:
„Nimm dich nicht zu wichtig.“
„Man muss Kompromisse machen.“
„Was, wenn mich dann die oder der andere nicht mehr mag?“
Und vermutlich noch viele andere, die mir gerade gar nicht einfallen.
Aber ich spüre:
Mein Ja zu mir ist manchmal mein Nein zu dir.
Und trotzdem bleibe ich liebevoll mit mir.
Zusammengefasst:
Liebevoll mit mir sein heißt für mich …
- mir selbst die wichtigste Person zu sein
- in mich hineinzuspüren und meiner inneren Weisheit zu folgen
- alten Ballast aufzuräumen
(lustig: die Autokorrektur wollte „Palast“ daraus machen – und vielleicht ist er das ja auch, mit all seinen Schätzen und Lebensgeschenken) - Ja zu all meinen Anteilen zu sagen – zu Licht und Schatten
- meine Erfolge und Misserfolge anzuerkennen – ohne zu streng mit mir zu sein
- und zu wissen: Mein Ja zu mir ist manchmal mein Nein zu dir